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1. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 336

1847 - Königsberg : Bon
336 800' hoch und 36,000 Arbeiter sollen an ihr 20 Jahre lana gebaut ha- den. Das Labyrinrh war ein Gebäude von weißem Marmor und enthielt H00 Gemächer über und eben so viele unter der Erde. Noch merkwürdiger sind die Katakomben oder unterirdischen Grabgewölbe, welche mit unglaublichem Kunst- und Kraflauiwande angelegt sind. Außerdem findet man noch jetzt eine außerordentliche Menge von Ruinen wunderbarer Tempel, riesenmäßiger Denkmäler und prachtvoller Paläste, ganze Reihen von kolossalen Sphinxen (halb Jungfrau, halb Löwe, die jährliche Ucberschwemmung des Nils bezeichnend, welche zu der Zeit statt findet, wenn die Sonne aus dem Zeichen des Löwen in das der Jungfrau tritt). Die Hieroglyphen, welche man an vielen Denk- mälern findet, bestehen in Bildern von Vögeln, Schlangen, Beinen, Hän- den, Augen, Thierköpfen, ferner in Dreiecken, Kreuzen rc. Ihre Be- deutung hat noch nicht vollständig enträthselt werden können. Zu Mo- ses Zeiten bediente man sich schon der bequemen Buchstabenschrift. Die Aegyptcr verehrten die Sonne unter dem Namen Osiris und den Mond unter dem Namen Isis. Auch hatten sie eine Menge heili- ger Thiere, denen sie göttliche Ehre erwiesen, z. B. das Krokodil als Sinnbild des Nils, den storchariigen Vogel Ibis, welcher die giftigen Schlangen vertilgte, das Ichneumon oder die Pharao'sratte, ein wieselartiges Thier, welches die Krokodileier verzehrte, Katzen rc., vor allen aber den Apis, einen schwarzen Ochsen mit weißer Stirn, als Sinnbild des Ackerbaues. Sein Palast war in der Königsstadt Mem- phis. Priester bedienten ihn und reichten ihm kniebeugend die Speisen. Sein Tod versetzte ganz Aegypten in die tiefste Trauer, die so lange währte, bis ein neuer Apis gefunden war. In diesen, glaubten sie, wäre die Seele des Verstorbenen hinüber gewandert. Dann war das ganze Land voll Jubel. Die alten Egyptcr glaubten auch an eine Unsterblichkeit der Seele; allein sie meinten, wenn der Mensch stürbe, so führe seine Seele in ein Thier: die Seele des Muthigen z. B. in einen Löwen, die des Un- reinlichen in ein Schwein, des Listigen, in einen Fuchs rc. Jedoch bliebe die Seele, so meinten sie ferner, nicht ewig in diesem neuen Leibe, son- dern wandere immer wieder in einen andern, bis sie »ach 3000 Jahren in ihren ersten Leib zurückkehre. Das nannten sie die See len Wande- rung. Hierzu kam der eben so irrige Glaube, daß die Fortdauer der Seele von der Erhaltung des Körpers abdinge. Um daher den Leich- nam vor der Fäulniß zu bewahren, nahmen sie das Gehirn, die Einge- weide rc. als leichtfaulende Theile heraus, salzten den übrigen Körper ein, füllten ihn nach 40 bis 70 Tagen mit wohlriechendem Balsam an und überzogen endlich die Haut mit dem persischen Erdharze Mum,. woher diese einbalsamirtrn Leichname Mumien genannt werden. Viele derselben haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten und werden in den Alterthumssammlungen zu Berlin, Dresden, Leipzig, Kassel, Bonn,, Paris, London rc. vorgezeigt. Ob aber Jemand eines solchen ehren- vollen Begräbnisses würdig sei, darüber entschied ein sogenanntes Tod- tengericht am See Möris, dem selbst die Könige unterworfen wurden. Fand man den Verstorbenen schuldig, so mußten ihn die Verwandten so lange bei sich behalten, bis er Verzeihung erholten hätte oder das Un- recht vergütet wvr. Bei ihren Gastyrcihlern stand auch zuweilen eine Mumie zur Erinnerung an die Sterblichkeit. Das Menschenleben war den alten Aegyptern heilig. Nicht nur der Mörder wudre bestraft, son-

2. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 245

1847 - Königsberg : Bon
245 lin, 16,000e., mit 3 bedeutenden Messen, Hd. 3) Kalisch, 16,00b E., prächtiges Lustlager 1835. 4) Aamosk, und Modlin, 5000 E., Fst. 3) Grochow und O strolenk o, Schlachten 1831. 6) Pultsk, Schlacht 1805. Czenstochau, 8000 E, Wallfahrtsort. e. Vormals türkische Provinzen. Die Halbinsel » Krimm, das übrige Süd-Rußland nebst Bessarabien. I) Bender a. Dniestr, 12,000 E., Fst. 2) Odessa, 80,000 Fabr., Hf., Hd. 3) Cberson a. Dniepr, 30,000 E., Fst., Hf» 4) Tajanrog, 16,000 E., Fst., Kriegshf., Hd. 6) Tscherkask a» Don, 16,000 E., Hptst. der konischen Kosaken. Non vielen wird auch Tscherkessien am Kaukasus und die Gegend von Astrachan am kaspischen Meere zum europ. Rußland gerechnet. §■ 58. Skandinavien oder die Königreiche Schweden und Norwegen» In alten Zeiten bestanden auf der skandinavischen Halbin- sel verschiedene kleine Reiche, die erst nach und nach in zwei, Nor- wegen und Schweden, zusammenschmolzen. Der Hauptgott der Skandinavier war Odin; von ihm und seiner Gemahlin Frigga stammen die übrigen Götter, das Geschlecht der Äsen, z. B. der Donnergott Thor mit seinem Alles zermalmenden Hammer u. a. Sie wohnten zusammen in silbernen Palästen der Götterstadt Asgard. Heilige Sänger, Skalden sangen der Götter Preis. In Walhalla wandelten die Seelen tapferer Krieger. Zwischen 900 und 1000 kam. mit dem Christenthume auch Gesittigung, und Europa hatte nicht länger von den Plün- derungszügen der Normanen zu leiden. Im I. 1397 gelang es der Königin Margaretha von Dänemark, in der Union von Kalmar die Kronen von Dänemark, Schweden und Nor- wegen auf ihrem Haupte zu vereinigen. Unter dem grausamen Christian Id, der 1520 in dem Stokholmer Blutbade sich des gefährlichen schwedischen Adels entledigen wollte, brach in Schwe- den der offene Aufstand aus, und Gustav Wasa (Kdrfr. Ii. Nr. 93.) wurde der Gründer eines neuen Königshauses. Zu- gleich trat Schweden zur lutherischen Kirche über, behielt aber die bischöfliche Verfassung bei. Mächtig wurde das Reich erst durch Gustav Adolph, der sich mit Glück in den 30jährigen Krieg mischte, aber am 10. Nov. 1632 bei Lützen den Heldentod starb (Gustav-Adolph-Verein). Seine Tochter Christine trat zur römisch-katholischen Kirche über und entsagte dem Throne. Nach ihr bestieg denselben ein mit den Wasa's verwandtes Haus, Pfalz-Zweibrücken. Gegen Ende des 17. Jahrh, gehörten zum Reiche ganz Schweden, Finnland, Jngermannland, Esthland, Tiefland, Vorpommern, Wismar, Bremen und Werden, un^

3. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 433

1847 - Königsberg : Bon
433 Der mit seinen Brüdern auch die fränkischen Fürstenthümer An- spach und Baireuth besaß. Das Volk in Brandenburg freute sich des vielgepriesenen neuen Herrn; aber der zügellose Adel be- zeigte sich unzufrieden und verweigerte die Huldigung. Nach lange fruchtlos angewandter Milde schritt Friedrich zur Anwen- dung der Gewalt, wobei eine große Kanone, wegen ihrer Schwer- fälligkeit die faule Grete genannt, die besten Dienste leistete. Die I V dicken Mauern der Burg Plauen , hinter de- nen Dietri.ch von Quitzow sich vertheidigte, wurden nieder- geworfen, wodurch endlich der Muth der Widerspenstigen brach. — Da Friedrich inzwiscken den König Sigismund, der nun auch zum Kaiser gewählt war, 400,000 Dukaten geborgt hatte, so trat er ihm dagegen >415 die Mark Brandenburg nebst der Kurwürde als erbliches Eigenthum ab (Kdrsr. kl. Nr. 30.). §. 30. Das alte Preußen nnä dessen Eroberung durch den deutschen Ritterorden. (Kdrfr. Ausg. f. d. Prov. Preußen S. 253.) Preußen wird schon um die Zeit der Geburt Christi und früher genannt wegen seines geschätzten Bernsteins. Aber erst, als von Süden und Westen her in Polen und Pommern das Christenthum sich verbreitete und man von dort aus Versuche zu dessen Einführung in Preußen machte, wurde man mit dem Lande und Volke näher bekannt. In dieser Zeit bedeckten noch ungeheure Wälder, in denen Bären, Auerochsen und Elenthiere hausten, so wie -viele See'n und Sümpfe einen großen Theil des Landes; der übrige Theil war gut bebaut und bevölkert. Im ganzen Lande gab es viele den Göttern geheiligte Oerter, Haine, Bäume, Quellen. Die Hauptgötter hießen Perkunos, Pikollos und Potrimkos und wurden in dem heiligen Walde Romove verehrt. Hier stand die heilige Eiche mit drei Nischen, in denen die genannten Götzenbilder sich befanden, und von hieraus gab deckrivekri- waito oder Oberpriester seine Befehle, die vom Volke als Aus- sprüche der Götter heilig gehalten und befolgt wurden. Welchen Ursprungs die alten Bewohner Preußens seien, ist ungewiß. Von Skandinavien kamen zwei Brüder, Pruteno und Waidewut ins Land; jener wurde Oberpriester, dieser weltlicher Regent, jedoch im Frieden jenem Unterthan. Pruteno gab dem Volke den Namen Prutener; zu Ende des zehnten Jahrhunderts herßt es Pruzzen^ Prussen (von Po-russi, d. i. Nachbaren der Russen). Beide Brüder theilten dann das Land unter Waide- wuts zwölf Söhne, von denen die Theile des Landes ihren Na- Dechner, Landb. r. Theil.

4. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 347

1847 - Königsberg : Bon
347 §. 8- Die Religion der Griechen. Die alten Griechen verehrten nicht wie wir einen einzigen Gott, sondern viele Götter und Göttinnen, bis die Apostel Jesu auch unter ihnen die wahre Erkenntniß Gottes verbreiteten. Die griechischen Gottheiten erscheinen als Glieder einer groß- ßen Familie. An der Spitze derselben stand Uranus oder Him- mel, aus dem Alles hervorging. Sein Sohn Chronos (bei den Römern Saturn) verschlang als Sinnbild der alles verzehrenden Zeit seine Kinder (Jahre, Monate, Wochen, Tage rc.); Zeus (Jupiter) aber wurde durch die List seiner Mutter Rhea gerettet, und später mußte Chronos auch die fünf verschlungenen Kinder Pluto, Neptun, Vesta, Ceres und Juno wieder von sich geben. Zeus stieß seinen Vater vom Throne und theilte die Herrschaft über die Welt mit seinen Brüdern, so daß er den Himmel (Olymp, d. i. den Sitz der Götter ) und die Erde, Poseidon (Neptun) das Meer, und Hades (Pluto) die Unter- welt oder das Schattenreich erhielt. Zeus wird als König mit einer Krone abgebildet; in der linken Hand hält er ein Scepter, in der rechten die Blitze, neben ihm steht ein Adler. Here (Juno), die Gemahlin und Schwester des Zeus, wird als sehr stolz, herrschsüchtig, neidisch und feindselig geschildert. Der Pfau ist ihr Lieblingsvogel. Pallas (Minerva), die Göttin der Wis- senschaften und Künste, sott aus dem Gehirn des Zeus entsprun- gen sein, nach dem dieser die Mutter derselben, Metis (die Weisheit) verschlungen hatte. Dem éter (Ceres), die Schwester des Zeus, ward als Erfinderin des Getreidebaues verehrt. Sie hatte einen Kranz von Kornähren auf dem Haupte, und mit einer Fackel suchte sie ihre verstorbene Tochter Proserpina. Ares (Mars) war derlgott des Krieges und führte Schild und Schwert. Hermes (Merkur), der Bote der Götter, war zu- gleich der Gott der Beredsamkeit, der Kaufleute und des Gewin- nes, ja sogar der Diebe. Er trägt einen geflügelten Hut und Flügelschuhe und hat einen Heroldstab in der Hand. Poseidon (Neptun) hält den Dreizack (eineharpune) in der Hand und läßt sich von Meerpfecden ziehen. Hephästus (Vulkan), ein Sohn des Zeus (Feuer) und der Juno (Luft), der Gott des Feuers und der Schmiede, wegen seiner Häßlichkeit aus dem Him- mel geworfen und durch den Fall lahm, hatte seine Werkstatt im Aetna auf Sicilien, und die Cyklopen, Riesen mit einem Auge auf der Stirn, waren seine Gesellen. Dionysus (Bac- chus) war der Gott des Weines. Aphrodite (Venus) die Göttin der Liebe und Schönheit, soll aus dem Meeresschaume entsprungen sein. Ihr Sohn Eros (Amo)r oder Cupido), der Gott der Liebe, wird als ein geflügelter Knabe mit Pfeil und

5. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 348

1847 - Königsberg : Bon
348 Bogen dargestellt und von den drei Charitinnen (Grazien) begleitet, die jegliche Gabe der Anmuth spenden. Phöbus (Apoll), der Vorsteher der Künste und Wissenschaften, wurde auch als Licht- und Sonnengott, seine Schwester Artemis (Diana), die Göttin der Jagd, als Sinnbild des Mondes ver- ehrt. Unter dem Apoll standen die neun Musen, die Vorstehe- rinnen der Dichtkunst, des Gesanges und der Musik. Castor und Pollux waren die Sinnbilder des Morgen- und Abendster- nes, und Eos (Aurora), die Morgenröthe, schloß des Morgens dem Sonnengotte die Pforten auf. Die Unterwelt oder der Orkus, wohin die Schatten der Verstorbenen kamen^ wurde eingeheilt in den Tartarus, den Sitz der Bösen, und in das Elysium, den Wohnort der Guten. Die drei Richter der Schatten waren Minos (vorher König und Gesetzgeber auf Kreta) und seine Brüder Rhadamanthus und An^kus. Merkur führte die Schatten in die Unterwelt, Hier empfing sie der Schiffer Charon, der sie über den Styx und Acheron fuhr. Aus dem Lethe wurde Vergessenheit des vori- gen Lebens getrunken. Den Eingang zur Unterwelt bewachte der Höllenhund Cerböxus. In der Unterwelt hielten sich auch die Erynnen (Furien) auf, von denen die Bösen gequält wur- den. Besonders lebhaft schildern die Dichter den Zustand der Frommen im Elysium und die Qualen der Bösen im Tartarus. So mußten die Dana'iden, 50 Töchter des lybischen Königs Danaus, welche ihre Freier umgebracht hatten, ein durchlöcher- tes Faß mit Wasser füllen. Ixion, ein König von Thessalien, der durch seinen Uebermuth die Götter beleidigt hatte, war mit Schlangen auf ein Rad gefesselt, das der Sturm unaufhörlich im Kreise umherschleuderte. Sisrphus, König von Korinth, war für Betrug und Ungehorsam verdammt, ein Felsstück auf einen Berg zu wälzen, von dem es immer wieder herabrollte. Tantalus, König in Phrygien, hatte durch Verrath, Uebermuth und Grausamkeiten die Götter beleidigt und schwebte deshalb be- ständig in Gefahr, von einem Steine zerschmettert zu werden. Bis an den Hals stand er im Wasser und über seinem Haupte hingen Zweige mit Früchten. Dessen ungeachtet wurde er vom furchtbarsten Durste und Hunger gepeinigt; denn wenn er nach dem Wasser oder den Früchten langen wollte, so zogen sie sich zurück. Tityus, ein furchtbarer Riese, hatte seine Kraft gemiß- braucht. Dafür hackte ihm ein Geier die Leber aus, die immer wieder wuchs. Pluto, der Gott der Unterwelt, sitzt mit seiner Gemahlin Proserpina auf einem Throne von Elfenbein. Die, drei Mören (Pareen) leiteten die Schicksale der Menschen. Lachesis, die erste derselben, hält einen Spinnwocken, Clotho führt den Lebenssaden weiter, und Atropos schneidet ihn ab. Außer diesen Göttern und Göttinnen hatten die alten Grie- chen noch viele andere, denen sie Tempel und Altäre baueten.

6. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 349

1847 - Königsberg : Bon
349 Zu Athen fand Paulus sogar einen Altar mit der Inschrift: „Dem unbekannten Gotte." Die Griechen dachten sich überhaupt die ganze Natur belebt und mit höheren Wesen erfüllt. Jede Bewegung in derselben schien ihnen die Wirkung irgend einer Gottheit zu fein Jeder Baum hatte seine Dryade, jede Quelle ihre Nymphe oder Najade, jeder Felsen oder Berg seine^ Oreade. Das Meer war voll von Nereiden und Trito-" nen, und selbst das Säuseln des Schilfes wurde für die Klage einer Syrinx gehalten. Ihren Witten offenbarten die Götter den Menschen durch Zeichen am Himmel und auf der Erde, vorzüglich aber durch Qrakel, Aussprüche der Priester. Das berühmteste Orakel war zu Delphi. Hier hatte man in alter Zeit eine Höhle entdeckt, aus der ein betäubender Dampf aufstieg, über die Höhle einen Tempel gebaut und ihn dem Apoll geweiht. Aus ganz Griechen- land und selbst aus fernen Ländern strömten Leute nach Delphi, Aufschluß über die Zukunft begehrend. Die Fragenden mußten sich des Götterspruches erst würdig machen durch Gebete, Reini- gungen und Opfer. Allmonatlich ertheilte Apoll nur einmal Antwort. Dann wurden der Pciesterin, Pythia genannt, die Fragen vorgelegt' Die Priester führten die Pythia in den Tem- pel und setzten sie auf einen mit Lorbeerzweigen bekränzten, drei- beinigen Sessel. Sobald die Dämpfe aus der Höhle sie durch- drungen hatten, fiel sie in Zuckungen; wild rollten die Augen, es sträubte sich das Haar, der Mund schäumte, und in diesem Zustande stieß sie einzelne unzusammenhängende Laute aus, in denen man die Offenbarung der Gottheit zu finden meinte. Die Prie- ster brachten daraus eine Antwort zusammen auf die vorgelegten Fragen, und eine solche Antwort nannte man, wie den Ort selbst, ein Orakel. Zu gewissen Zeiten wurden den Göttern zu Ehren große Nationalspiele gehalten. Sie bestanden in Wettrennen, Wett- fahrten, Ringen, Faustkämpfen, Springen, Werfen rc. Das Kleinod, welches die Sieger erhielten, war zwar nur ein schlichter Lorbeerkranz, aber bald erschollen die gefeierten Namen durch ganz Griechenland; sie wurden in Gedichten besungen, und ihre Bildsäulen stellte man wohl gar im Tempel auf. Unter diesen Spielen waren diejenigen die berühmtesten, welche alle vier Jahre zu Olympia jaus dem Peloponnes) gehalten wurden. Die olympischen Spiele gelangten zu einem so hohen Ansehen, daß vom Jahre 776 v. Ehr. an die Griechen hiernach ihre Zeit- rechnung bestimmten. Die Zeit von einem Spiele zum andern, also einen Zeitraum von vier Jahren, nannten sie eine Olym- piade.

7. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 350

1847 - Königsberg : Bon
350 §• 9. Die Seidenzeit der Griechen. Schon frühzeitig erwachte unter den Griechen ein Heldengeist in eigenthümlicher Größe. Körperkraft und kühner Muth galten für das höchste, und Waffen waren die köstlichsten Schätze. Wahrend die Frauen in stiller Häuslichkeit die Wirthschaft be- sorgten und webten, übten sich die Männer in ritterlichen Spie- len oder durchzogen bald einzeln, bald in ganzen Schaaren das Land, um es, von Räubern und wilden Thieren zu säu- bern; dentt damals haufeten noch in dem Dickicht der Wälder wilde Eber, in den sumpfigen See'n gräuliche Schlangen, und Berg und Thal erscholl von dem Gebrüll der Löwen und Büffel. Auch fern von der Heimath in weit entlegenen Ländern kämpften sie und führten Menschen und Vieh im Triumphe als Sieges- beute fort. Viele haben sich durch ihre Großthaten einen solchen Ruhm erworben, daß man sie voll Erstaunen als Halbgötter verehrte und ihre wunderbaren Thaten in schönen Liedern besang. Kämpfe mit Drachen, Riesen und Ungeheuern sind in jenen Sa- gen und Gesängen nichts Seltenes. Zuerst unternahm Jason, ein theffalischer Fürst, in Verbin- dung mit dem Kerne der griechischen Heldenjugend, zu der auch der berühmte Herkules gehörte, ferner Theseus, die Brüder Kastor und Pollux u. a., eine höchst abenteuerliche Fahrt auf dem Schiffe Argo (etwa 1250 v. Chr.), um das goldene Vließ oder Widderfell sein Sinnbild des Reichthums) aus (dem wahrscheinlich goldreichen) Kolchis am schwarzen Meere zu holen. Phryxus, ein griechischer Fürst, dessen Schwester Helle auf jenem Widder über die Straße der Dardanellen reiten wollte, aber unterwegs ertrank, hatte jenes Fett als Weihgeschenk dort in dem Tempel des Mars aufgehängt. Unterwegs begeisterte Orpheus die Helden durch Spiel und Gesang. Glücklich überwand Jason mit Hülsender Zauberin Med ea alle Schwierigkeiten, welche ihm deren Vater, der König Aeötes von Kolchis in den Weg legte, und nach vielen Kämpfen und Irrfahrten wurde der Ar- gonautenzug vollendet. Fast eben so merkwürdig ist der Krieg, welcher um 1225 v. Chr. sieben verbündete Fürsten aus dem Poleponnes gegen das schon mächtige Theben unternahmen, um dempolynices gegen seinen Bruder Eteökles und dessen Bundesgenoffen bei- zustehen. . Vorzüglich waren die Streifzüge gegen die Küste von Klem- asien gerichtet, weil man hier reiche Beute zu finden hoffte. Dergleichen Räubereien galten in jener roben Zeit auch für Hel- denthaten. In Troja oder Jlium auf der genannten Küste herrschte um l200 v Chr. der König Priämus. Einer der Söhne desselben, Paris, segelte einst nach Griechenland und

8. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 351

1847 - Königsberg : Bon
351 entführte dem Menelaus, König von Sparta, seine schöne Gemahlin Helena. Um diesen Frevel zu rächen, vereinigten sich sämmtliche Helden Griechenlands zu einem Vernichtungskriege gegen die verhaßten Trojaner. Der mächtige Agamemnon von Argos, Bruder des Menelaus, ward zum Oberanführer gewählt, nachdem sich die Fürsten Achilles, Ulysses (Odysseus), Ne- stor rc- mit ihren Heeren auf 1200 Schiffen im Hafen von Aulis versammelt hatten. Lange Zeit harrte man aus günstigen Wind, bis Agamemnon durch das Opfer seiner geliebten Tochter Jphigenia die erzürnte Diana besänftigte. Die Belagerung Troja's, das mit starken Mauern umgeben war und durch den edlen Hektor, Paris Bruder, tapfer vertheidigt wurde, dauerte 10 Jahre. Endlich gelang es den Griechen durch die List des schlauen Ulysses, die Stadt zu erobern. Sie stellten sich, als zögen sie ab, verließen das Lager und eilten den Schiffen zu. Als die Trojaner kamen, um die frühere Lagerstätte des Feindes zu besehen, fanden sie ein großes, von Holz gezimmertes Pferd. Von einem zurückgebliebenen, zum Scheine gefesselten Griechen erfuhren sie, daß die Stadt, in deren Mauern es sich befinde, nicht überwunden werden könne. Mit vieler Mühe brachten sie das Pferd nach der Stadt und rissen sogar an einer Stelle die Mauer ein, weil die Thore zu klein waren, damit es hindurch- ginge. Am Abend aber überließen sie sich der Freude, aßen und tranken beim heiteren Mahle. Doch plötzlich erscholl Kriegsgetön. Mehrere tapfere Griechen, die in dem hölzernen Pferde verborgen waren, stiegen heraus, die übrigen kehrten von ihren Schiffen zurück, drangen durch die eingerissene Mauer und verheerten nun Troja durch Feuer und Schwert (1183). Aeneas trug seinen alten Vater auf dem Rücken aus der brennenden Stadt, ging später nach Italien und gründete hier eine Kolonie. Homer (1000 v. Ehr.) verewigte die Kämpfe der Helden und ihre Irr- fahrten bei der Rückreise durch zwei Gedichte, die Jliade und die Odyssee. §. 10. Die Spartaner.— Lykurg. 888. In einer lieblichen Gegend des Poleponnes lag die große alte Stadt Sparta, mit ihrem Gebiete auch wohl Lacedä- mon genannt. Hier lebte ums Jahr 888 v. Ehr. Lykurg, ein Mann von königlicher Abkunft, berühmt durch seine Weis- heit und strenge Gerechtigkeitsliebe. Er war weit in der Welt umher gereist, hatte die Gesetze anderer Völker geprüft und gab nun dem Staate eine gehörige Verfassung und dadurch Festig- keit und Dauer. Um seine Mitbürger zu einem starken, kräfti- gen Volke heranzubilden, vertheilte er alle Ländereien gleichmä- ßig, schaffte alle goldenen und silbernen Münzen ab und führte

9. Die allgemeine Weltkunde nebst der Geographie und Geschichte in Volksschulen - S. 379

1847 - Königsberg : Bon
379 hielt sich ferner Jüngling und Jungfrau, Weib und Mann. Das Verbrechen der Unkeuschheit und ehelichen Untreue fand furchtbare Todesstrafe. Gute Sitten vermochten bei ihnen mehr, als anderswo die besten Gesetze. Freiheit und Unabhängigkeit waren der Stolz der alten Deutschen, der Grund und Zweck des öffentlichen Lebens. Frei war, wer Waffen führen durfte; Waffen führte, wer etwas zu vertheidigen hatte; Wehre, Lanze und Mann war häufig gleich- bedeutend. Aber herrenlos ist auch der^ Freieste nicht. Einige erkannten, daß ein Mensch dem andern gleich sei und darum nicht über Andere herrschen könne. So ließ man die Götter Lurch den Mund der Priester regieren (Theokratie). Andere ge- horchten Königen aus berühmten Geschlechtern (Monarchie), noch Andere nur der Volksgemeinde, wo jeder Freie sprechen konnte, vorzüglich aber das reifere Alter gehört wurde. Im Kriege herrschte der Fürderste (Fürst) oder Heerzog (Herzog). Nur die Priester, im Namen der Götter, oder die ganze Gemeinde, nach Vortrag der Aeltesten oder Grauen (Graven, später Gra- fen, die den einzelnen Gauen vorstanden), mochten Strafen ver- hängen. Nach ungeschriebenen, aber altehrwürdigen Gesetzen, die sich durch die Erfahrung bewährt hatten, wurde das Urtheil ge- sprochen. Nur wenig Sicheres weiß man von der Religion der alten Deutschen. Die Verehrung des Feuers hatte die ihrige mit fast allen Naturreligionen gemein. Allfadur (Allvater), Allcist (Alles ist) oder Wodan (Guodan, Gutan, Gut, Gott) hieß ihr höchstes Wesen. Im Gotte Thor versinnlichten sie Donner und Krieg (Thorstaz — Donnerstag), in Hertha die Mutter Erde (die sich in dem Herthasee aus Rügen badete), in Freia die Liebe, und in Sater die Zeit. Nach ihren Lieblingsneigungen wurde in Wallhalla, dem Aufenthalte der verstorbenen Tapfe- ren (nach altsächsischem Glauben), täglich wacker gekämpft; all- abendlich erstanden die Erschlagenen, heilten die Wunden, und Sieger wie Besiegte setzten sich zum großen Trinkgelage nieder. Darum pflegte man wohl der Leiche Waffen und Rosse auf den Scheiterhaufen (die Todten wurden nämlich verbrannt) mitzuge- den. Bei der Tafel tranken sie in Odins (Wodans) Gesellschaft aus den Hirnschädeln ihrer Feinde Bier und Meth. Das wilde Schwein Serimer lieferte alle Tage Braten, und die himmlische Ziege Heidrun gab immerwährend Milch, welche ihnen, wie die übrigen Getränke, von schönen Jungfrauen, Walkürien, gereicht wurden. Uebrigens verehrten sie ihre Götter nicht in Tempeln, sondern in der Stille heiliger Eichenhaine oder Heiden. Viel wurde auf Weissagungen kluger Frauen (Alrunen) gehalten; die Priester weissagten aus dem Wiehern der der Sonne geheiligten Rosse, dem Fluge und Schreien der Vögel und aus andern zu- fälligen Zeichen. k
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